Extremwandern: Die Faszination, über die eigenen Grenzen zu gehen
Gerade jetzt im Herbst gehört das Wandern zu den liebsten Freizeitbeschäftigungen. Für viele sind die Touren aber eher überschaubar: Sie genießen entspannte Routen mit Distanzen bis zu etwa 15 Kilometern. Doch immer mehr Wanderer wollen “mehr”. Die eigenen Grenzen überschreiten, scheinbar Unmögliches schaffen und dabei komplett abschalten und sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren: Das ist Extremwandern. Der Begriff beschreibt Wanderstrecken mit großen Distanzen: 30, 50 oder gar 100 Kilometer. Diese müssen in einer vorgegebenen Zeit zurückgelegt werden. Das hört sich nach schmerzhaften Blasen an den Füßen und ganz viel Muskelkater an? Mit der richtigen Vorbereitung nicht! Wer während eines Sonntagsspaziergangs nach fünf Kilometern schlapp macht, sollte das Extremwandern aber nicht in Angriff nehmen. Alle, die jedoch mindestens 25 Kilometer pro Tag schaffen oder zumindest bereit sind, vor einem Extremwandern-Event konsequent zu trainieren, dürfen sich auf eine einzigartige Erfahrung freuen.
Eine Herausforderung der besonderen Art
Solche Events finden mittlerweile bundes- und europaweit statt. Zu den bekanntesten deutschen Veranstaltungen dieser Art zählt der Mammut Marsch in Berlin mit individuell wählbaren Streckenlängen von 30, 42, 55, 60 und 100 Kilometern. So haben auch weniger geübte Teilnehmer die Möglichkeit, das Ziel zu erreichen. Ganz ohne Kraftanstrengung lässt sich die Distanz natürlich nicht bewältigen, doch genau das macht den besonderen Reiz aus. Einmal über sich selbst hinauswachsen und eine echte Grenzerfahrung machen: Das ist nicht nur eine körperliche, sondern auch eine mentale Herausforderung. Wer die meistert, spürt, wie Millionen Glücksgefühle durch die Adern jagen. Man erlebt, wie stark man eigentlich ist und wie viel Durchhaltevermögen man besitzt. Das wiederum macht resistenter gegen die kleinen und größeren alltäglichen Probleme. Außerdem kann Extremwandern ganz schön abenteuerlich sein. Sind 24 Stunden für eine Strecke angesetzt, heißt das, dass auch in der Nacht gewandert wird. Diese Phase empfinden viele Teilnehmer als besonders intensiv und herausfordernd. Nicht nur wegen der Dunkelheit, die beim Wandern keinerlei optische Ablenkung bietet. Da ist auch die Stille, die dazu führt, dass man sich fast ausschließlich auf sich selbst konzentriert und stärker als sonst in sich hineinhorcht. Und dann kommt in der Nacht meist noch die Müdigkeit: Ein Faktor, der für die Willensstärke und Motivation eine echte Bewährungsprobe ist. Eine Extremwanderung ist daher für alle Teilnehmer – selbst für jene, die häufiger an solchen Events teilnehmen – immer eine Ausnahmesituation. Doch keine Sorge: Es gibt natürlich Streckenposten, die Snacks und Wasser bereit halten, und im Fall der Fälle greifen Sanitäter sofort ein. Extremwanderer sind zwar einerseits auf sich alleine gestellt, andererseits aber doch nicht allein.
Eine gute Vorbereitung ist das A und O
Neben der Steigerung der Leistungsfähigkeit, die gerade bei Einsteigern im Vorfeld ein absolutes Muss ist, steht auch die Wahl der Ausrüstung im Vordergrund. Sie umfasst nicht nur sehr gute Wanderschuhe und -socken, sondern auch eine bequeme Wanderhose, Funktionswäsche, eine Softshelljacke sowie gegebenenfalls einen Regenponcho. Der Rucksack sollte eine Größe von maximal 30 Litern haben und Platz für eine Stirnlampe, ein Erste-Hilfe-Set mit Blasenpflastern und einen Trinkbecher bieten. So gerüstet, kann das unvergessliche Erlebnis optimal in Angriff genommen werden.